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Kuba IV: Flora II



Von Santiago de Cuba aus unternehmen wir einen Tagesausflug der Küste entlang nach Baconao. In Siboney stoppen wir kurz, um uns bei einem Restaurant, von dem Jean-Marc gehört hat, dass es ausgezeichneten Hummer serviert, umzusehen. Wir finden das Restaurant, doch heute gibt es keinen Service, weil die Besitzer nach Santiago gefahren sind, um Vorräte einzukaufen. Entlang der Küste gedeiht ebenfalls Agave underwoodii, einige Pflanzen sind grün, daneben stehen blaue Exemplare. Und es gibt Melocactus harlowii, Harrisia eriophora, Pilosocereus polygonus, Stenocereus fimbriatus, und eine kleine Plumeria mit dünnen Blättern und kleinen weissen Blüten. Und vieles mehr. Von Santiago geht es nach Guantánamo, von wo wir den Versuch starten, über Caimanera nach Hatibonico zu kommen, wo Melocactus evae, auch ein Synonym von M. harlowii, wachsen soll. Das Problem ist, dass Hatibonico zwar ein Naturschutzgebiet ist, aber sich auf kubanischem Militär-Sperrgebiet befindet. Schon entlang der Strasse sehen wir Schilder, die auf das Sperrgebiet hinweisen, und schliesslich nimmt unser Ausflug bei einem kleinen Häuschen mit Barrieren ein jähes, aber vorhersehbares Ende. "No hay paso", kein Durchgang! Wir erklären dem Militär, was wir vorhaben, doch der meint, das könnten wir nur, wenn wir in Guantánamo eine Spezialbewilligung einholten und mit einem Führer ankämen, was alles sehr kompliziert tönt. Eigentlich wollen wir ja nur umdrehen und unverrichteter Dinge wieder abziehen, doch zuerst werden alle unsere vier Pässe eingesammelt und die Daten peinlichst genau in ein Buch übertragen. Zurück in Guantánamo besuchen wir dann den lokalen Markt, wo die Auswahl eher trist ist. Auf den Tischen liegen kleine Berge von Gemüse, v.a. Kartoffeln, Yuka, Boniato und Malanga, aber auch Tomaten und Gurken. Gewürze sind in kleine Plastiktütchen eingepackt und erscheinen uns exorbitant teuer. Vor dem Markt verkauft ein Mann von seinem Fahrrad herunter Bananen, ein anderer hat an seinen wunderschön hergerichteten, uralten Chevy einen Anhänger gehängt, wo er Zitronen anbietet.



Von Guantánamo fahren wir ans Meer bei Tortuguilla und klettern in den Kalkfelsen herum. Jean-Marc auf der Suche nach seinem Melocactus borhidii, ein weiteres Synonym von M. harlowii, wir fotografieren Agave albescens, die definitiv nicht in die Kategorie "gross und grün" gehört. Es gibt zwar auch grünere Pflanzen, doch die meisten sind wunderbar graublau bis stahlgrau. Ganz toll hier sind die zerklüfteten Felsen und kleinen Felstürmchen, der Blick aufs Meer, die blühenden Agave albescens und die blaublättrigen Palmen. Bei Mayambo gibt es Melocactus harlowii und östlich von Imias Melocactus acunae, noch ein Synonym von M. harlowii. Oder anders gesagt, entlang der Küste hier gibt es extrem viele Melokakteen und einer ist dahergekommen und hat für (fast) jede Bucht eine neue Art beschrieben. Dieser Küstenabschnitt gehört zu den schönsten Landschaften, die wir auf Kuba gesehen haben! Agave albescens ist bei weitem die schönste Agave der Insel, die Melokakteen wachsen hier teilweise in einer beeindruckenden Dichte, so dass man aufpassen muss, wo man hintritt, dazwischen gibt es weitere Kakteen und natürlich viele andere Pflanzen. Von Cajobabo fahren wir nach Playita de Cajobabo und auch einige Kilometer entlang der Strasse nach La Maquina und Maisí, dem östlichsten Punkt Kubas. Die Strasse führt weit oberhalb der Küste und man hat spektakuläre Blicke weit der Küstenlinie entlang und senkrecht über die Klippen hinunter auf die Brandung. Melokakteen und Agaven wachsen ganz dicht am Abgrund, ein Paradies für uns Hobbyfotografen. Jean-Marc ist ausserdem ganz begeistert, dass wir hier auch noch Mammillaria prolifera ssp. haitiensis finden (Haiti ist übrigens nur 90km entfernt), die anscheinend ganz selten sein soll, in Tat und Wahrheit aber einfach extrem gut an die dörren Blätter und den Untergrund angepasst ist. Leider müssen wir umdrehen, denn wir wollen einigermassen beizeiten in Baracoa ankommen. Es geht über die Altos de Cotilla und La Farola, einen Aussichtspunkt mit Leuchtturm, kurvenreich in die Höhe und ebenso kurvenreich wieder den Berg hinunter. Zuerst stoppen wir für Melocactus acunae ssp. lagunaensis, die geneigte Leserschaft wird uns schon zuvorgekommen sein mit ihrer Vermutung, dass es sich hier um ein weiteres Synonym von M. harlowii handeln muss, einige Kurven weiter oben für die Aussicht und Samen von Selenicereus pteranthus. Kaum sind wir ausgestiegen, erscheint aus dem Nichts schon ein Kubaner behängt mit Taschen und Tüten, aus denen er schön geschnitzte Döschen mit Kakaobutter zieht. Er verkauft aber auch Schokolade, Kakaopulver und Kaffee. Wir kaufen ihm etwas ab und merken bald, dass er einfach der erste einer ganzen Meute von Strassenverkäufern war, einer der sich intelligenterweise etwas weiter entfernt vom grossen Pulk an die Strasse gestellt hat. Aussteigen ist bis hinter La Farola praktisch unmöglich, denn die Strassenverkäufer sind unglaublich zäh und insistieren, dass man ihnen was abkaufen muss.



Baracoa liegt am Meer, ziemlich isoliert vom Rest der Insel weil nur über eine schreckliche "carretera" erreichbar. Das kleine Städtchen hat ein nettes Zentrum mit einem schönen Platz, bunten Häusern, doch dahinter gibt es viele Ruinen, wackelige Holzhäuser, heruntergekommene Gebäude, aber den grössten Eindruck macht der traurige "Malecón", die lokale Strandpromenade. Eine Mauer schützt diese Promenade (das Wort klingt nach Palmen, Sitzbänken, Sonne und Souvenirverkäufern) gegen das Meer, in erster Reihe trotzen verlotterte, graue Hochhäuser dem Wind, der Belag ist übersät mit Löchern, Verkehr - zu Fuss oder motorisiert - ist komplett abwesend, das einzige Leben hier sind ein paar Jugendliche, die barfuss Fussball spielen. Von Baracoa nehmen wir die berühmte "carretera" Richtung Moa. Diese Strasse besteht aus Teilen Erdpiste, ausgeschwemmter Erdpiste, Ueberresten von Asphalt, Steinpiste, aber v.a. aus Schlaglöchern, die die Grösse eines Kleinwagens erreichen können. Kein Wunder ist Baracoa vom Rest Kubas abgeschnitten. Nach dem ersten Abschnitt brauchen wir eine Kaffeepause, dann einen Fotostopp für eine lila blühende Orchidee in einem Palmenhain. Bald erreichen wir den Parque Nacional Alejandro de Humboldt, seit 2001 UNESCO Weltkulturerbe und auf tropischen Inseln weltweit einer der biologisch vielfältigsten Standorte. Schliesslich kommen wir auch zur wirklich interessanten Pflanze, der endemischen Dracaena cubensis. Die Mehrheit der Dracaenas, oder Drachenbäume, sind in Afrika heimisch, einige wenige Arten kommen im südlichen Asien und nördlichen Australien vor. Dracaena cubensis ist die einzige Art in Zentralamerika. Die Pflanzen sind nicht so imposant wie ihre Verwandten in Afrika, wir können zuerst gar keine sehen, denn wir suchen nach den typischen Drachenbäumen. Schliesslich steigen wir aus und beäugen die Flora mal etwas genauer, und siehe da, die Dracaena cubensis ist eine schlanke, grazile Pflanze mit eher dünnen Stämmen und buschigen Köpfen. Sie wachsen zusammen mit einer weiteren endemischen Pflanze, Pinus cubensis, in extrem roter Erde (Laterit mit viel Nickel) und wurden teilweise zur Kontrolle der starken Erosion in der Gegend angepflanzt. Die Strecke ist eine Materialprobe für unser chinesisches Mietauto, eine Fahrprobe für die Fahrerin (Julia) und eine Nervenprobe für meine mehr oder weniger geduldigen Mitfahrer. Je näher wir der Stadt Moa kommen, desto mehr sind Bäume und Büsche und Strasse von rotem Staub bedeckt. Die grossen Nickel und Kobalt Vorkommen der Gegend werden hier in riesigen steinzeitlichen Fabriken verarbeitet, was natürlich Auswirkungen auf die Umgebung hat. Der Fluss, die Küstengewässer und das umliegende Land sind von den Minen und Fabriken verschmutzt und verseucht. Alles in der Stadt ist rot überzuckert, die Häuser sind rot verstaubt, die Autos rot verschmutzt, die Leute atmen rote Luft, die Wäsche trocknet rot. An ihrer Stelle würden wir rot sehen! In der "Nähe" wächst Agave shaferi, die wir nicht besuchen. Wir müssten dafür nach Mayarí Arriba fahren (erinnert sich wer an das Lied "Chan Chan" von Buena Vista Social Club: "De Alto Cedro voy para Marcané; Llego a Cueto, voy para Mayarí") in den Parque Nacional La Mensura und Parque Nacional Pico Cristal, sowas wie die Schweiz in Kuba. Lonely Planet warnt, dass die Strasse eine Sammlung von Löchern mit etwas Asphalt sei, gerade mal passierbar in einem Mietauto bei vorsichtigem Fahren - und das haben wir ja gerade hinter uns gebracht, also lassen wir es bleiben. Dafür gönnen wir uns in Mayarí (wahrscheinlich Bajo) ein Eis, was natürlich nicht einfach zu finden ist. Als wir tatsächlich ein ganz kleines Geschäft ausfindig machen, wo eigentlich Alkohol verkauft wird, gibt es eine grosse Tafel an der Wand mit allen Nestlé Glacésorten, doch erhältlich ist momentan nur Vanilleeis. Plastiklöffelchen gibt es keine, doch wir haben ja sicherheitshalber die unsrigen von einem vorherigen Eiskauf aufbewahrt.



Agave anomala in der Nähe von Holguín ist unser nächstes Ziel. Wir fahren zuerst zum Mirador de Mayabe, doch das ist ein Hotel mit Restaurant, von der ursprünglichen Flora ist hier nicht mehr viel zu sehen. Es wachsen zwar noch einige Agaven dort, aber alles ist ziemlich zerstört. Nun kurven wir auf einem Pistengewirr etwas herum, weil wir denken, so an ursprüngliche Felsen heranzukommen. Das Unterfangen ist nicht von Erfolg gekrönt, wir landen dafür aber vor einem kleinen Haus, vor dem ein Dendrocereus nudiflorus in voller Blüte steht. Ueber weitere Pisten landen wir wieder auf einer Hauptstrasse und finden dann den Weg zur Presa Gibara, natürlich ebenfalls über Pisten. Unsere Suche nach Melocactus holguinensis, ein Synonym von M. curvispinus, verläuft ebenso erfolglos, bis wir schliesslich einen alten Mann antreffen, dem Jean-Marc ein Foto der Pflanze zeigt. Oh ja, die kennt er, die wachsen gleich hinter seinem Haus. "Gleich hinter seinem Haus" stellt sich dann allerdings als anstrengende Wanderung in der unerbärmlichen Mittagshitze ohne Trinkwasser heraus. Immerhin finden wir die Melokakteen und hier gibt es auch jede Menge Agave anomala, deren Blätter laut Erstbeschreibung keine Randzähnchen haben, die wir aber grösstenteils mit ganz vielen Zähnchen sehen. Die Suche nach kaltem Trinkwasser in 1.5 Liter Flaschen stellt sich einmal mehr als Odyssee heraus und wir müssen nochmals bis ins Zentrum von Holguín zurückfahren, um in einem staatlichen Laden endlich fündig zu werden.



Ueber Camagüey fahren wir nach Morón. In Morón gibt es auch kein Trinkwasser in grossen Flaschen. Es gibt Bier, Limonade, Rum, und kleine Halbliterflaschen lauwarmes Wasser. Morón ist ziemlich hässlich, doch die Jugendstil Eisenbahnstation und das Leben drumherum ist sehenswert. Die Züge sind auf einer Schiefertafel von Hand geschrieben aufgelistet. An der Hauptstrasse steht ein Wärter mit einer roten und grünen Fahne, um den Verkehr zu stoppen, wenn ein Zug einrollt. Vor dem Bahnhof stehen die Pferdekutschen Schlange und warten auf Kundschaft. Grosse Busse werden mit Menschen beladen, die nachher wie in einem Gefangenentransport weit oben noch durch einen Schlitz herausschauen können. Und eine junge Frau lässt aus einer vorsintflutlichen Maschine, die mit einem Zahnrad betrieben wird, Softice heraus. Von hier fahren wir am Nachmittag nach Cayo Coco, das schlappe 70 Kilometer von Morón entfernt ist, was auf kleinen kubanischen Strassen nicht so schnell gefahren werden kann. Eigentlich wollen wir ja nach Cayo Guillermo, weil das laut Reiseführer ganz toll sein soll, doch da es schon Nachmittag ist, wollen wir nicht noch weitere 30 Kilometer fahren. 26 Kilometer fährt man über einen Damm, selbstverständlich gebührenpflichtig und inklusive Passkontrolle, das Wasser auf beiden Seiten sieht grauer, dreckiger und mit weissen Schaumkronen aus, je näher man den Hotelanlagen auf Cayo Coco kommt. Man kann sogar riechen, dass die Abwässer hier nicht durch eine Kläranlage gehen, sondern direkt nach hinten ins Meer geleitet werden. Die Gäste, wir inklusive, baden ja dann vorne am Strand. Wir fahren also an den erstbesten Strand und da es schon spät ist, finden wir auch ein paar verlassene Liegestühle im Schatten einer Palme. Das Meer ist wunderbar klar und von einer unglaublich türkisblauen Farbe. Dazu kommt der weisse Sand und der tiefblaue Himmel. Und gleich um die Ecke können wir ein paar eiskalte Bier auftreiben, das lassen wir uns gerne gefallen.



Von Morón geht es vorbei an Bananen- und Kokosplantagen, Mais- und Zuckerrohrfeldern, einigen Kalkhügeln mit Agaven nach Remedios. Remedios gefällt uns auf Anhieb extrem gut. Das Zentrum ist sehr schön hergerichtet, die Häuser bunt gestrichen, Kirchen renoviert, es gibt Restaurants und Bars wo man draussen sitzen kann, und wesentlich weniger Touristen als in Trinidad. Auf dem kleinen Souvenirmarkt in einer Seitengasse werden die gleichen Souvenirs verkauft, wie in jeder anderen touristischen Stadt auf Kuba. Von Remedios fahren wir nach Santa Clara, wo wir das Mausoleum von Che Guevara besichtigen, ein ziemlich scheussliches Monument, überragt von einer sieben Meter hohen Bronzestatue von Che mit seinem Motto "Hasta la Victoria Siempre" (Immer bis zum Sieg!).



In der Nähe von Matanzas suchen wir das Valle de Yumuri für Melocactus matanzanus. Nach einigem Hin und Her finden wir die Abzweigung und fahren auf einer fast komplett zerstörten Asphaltstrasse bergab, bis wir auf eine andere, etwas bessere Strasse gelangen. Zuerst fahren wir nach links, bis wir an einer Besucherstation in Chirino enden, wo sich herausstellt, dass wir eigentlich nach rechts hätten fahren müssen. Also umdrehen und wieder zurück, bis wir die richtige Abzweigung zur "Estación Tres Ceibas Clavellinas" finden, das Auto aber lieber stehen lassen, denn die Piste sieht nicht sonderlich befahren aus. Wir folgen der Piste zu Fuss und kommen an vielen Agave legrelliana vorbei, eine weitere Pflanze aus der Kategorie "gross und grün". Dann erreichen wir ein kleines Haus, wo einige Melocactus matanzanus angepflanzt wurden. Der Wächter, ein unfreundlicher Jüngling, muss ausgerechnet heute und unverzüglich mit Pferd und Wagen nach Matanzas. Er kann uns also unmöglich zu den Melokakteen führen, doch er lässt uns immerhin unter den wachsamen Augen seiner Frau die Pflanzen im Garten fotografieren. Von Matanzas fahren wir nach Jaruco und zu den Escaleras de Jaruco, wo Agave jarucoensis steht. Der Ort ist ein kleiner Vergnügungspark für vermögendere Kubaner. Es gibt verschiedene Restaurants, Grillplätze, einen Kinderspielplatz, von einer Höhle her dröhnt Musik, man kann Pferde mieten, und bei der Anfahrt hat man einen tollen Blick weit über die grüne Ebene bis an die Küste. Es gibt kleine Strässchen und man kann überallhin mit dem Auto fahren. Auf einer kleinen Nebenstrasse erreichen wir schliesslich die Autopista Nacional #1 nach Havanna. Ganz unvermittelt hört die Autobahn dann allerdings auf und wir befinden uns schon mitten im Chaos von Havanna und es kostet einiges an Nerven, bis wir ins Zentrum und zu unserem Hotel finden.



Havanna ist speziell und man kann Tage in der Stadt verbringen und sieht immer wieder was Neues. Gut zu Fuss muss man allerdings sein, oder immer mit den Bici Taxis fahren, was zwar nicht ganz billig ist. Ein Fahrer, oder besser ein Pedaler, kann pro Tag 5-20 CUC verdienen, davon muss er monatlich allerdings 10 CUC an die Behörden abgeben. Die jungen Männer müssen viel strampeln, v.a. in der Sommerhitze kein Vergnügen, doch es scheint ein besserer Verdienst zu sein als anderswo, dafür gibt es aber auch viel Konkurrenz - und so findet man immer einen, der einem die Fahrt etwas billiger gibt als sein Kollege. Die Gassen im Zentrum sind eng, kaum verlässt man den inneren Kern wird es richtig lebendig. Vor jedem Fenster und auf Balkonen hängt bunte Wäsche zum trocknen; Menschen wohnen direkt auf die Strasse hinaus, teils in "Höhlen" im Parterre; eine Frau mit Lockenwicklern bedient einen Eckladen; Kinder spielen barfuss Fussball in den Gassen, zwei Steine dienen als Tor; an einer Strassenecke werden Haare frisiert; Männer tragen typischerweise Shorts, sind oben ohne und haben einen Bierbauch, Frauen tragen ebenfalls Shorts und ein Tank Top, die Kleidung klebt knalleng am Körper und ist oft richtig schön prall gefüllt; Fassaden und Häuserfronten sind komplett heruntergekommen und lange, stockdunkle Gänge führen tief in einen Hinterhof hinein, von wo die verschiedenen Stockwerke über Treppen erreicht werden; vor Haustüren steht ein Stuhl mit einem schön aufgetürmten Haufen Mangos zum Verkauf. Auf der Plaza Vieja setzen wir uns an einem Abend in eines der vielen Restaurants auf dem riesigen Platz. Es gibt österreichisches Bier und ein katastrophales Essen, die Portionen sind lachhaft, und das alles für einen völlig überrissenen Preis. Eine weitere Attraktion ist der Mercado de Artesanias, eine riesige Halle, wo v.a. Bilder, aber auch Holzschnitzereien, die üblichen Che Guevara T-Shirts, Zigarren und "Humidores", um selbige aufzubewahren, etc., pp. feilgehalten werden. Eine Verkäuferin verdient 10% vom Tagestotal, kein Wunder also, dass man keine Minute in Ruhe gelassen wird, sondern einem alle irgendetwas andrehen wollen. Auf einem kleinen Markt in einer der engen Gassen sind Preise für Früchte und Gemüse angeschrieben. Man erinnere sich, dass 1 CUC = 25 CUP (= 1 US$) sind. Eine Lime kostet zwischen 1-2 CUP, eine grosse Mango 5 CUP, ein Büschel Bananen 10 CUP, eine Gurke 2 CUP und eine Avocado 5 CUP.



Es gäbe noch so viel mehr zu berichten und der kubanischen Flora wird man natürlich keineswegs gerecht, indem man nur die Agaven und Melokakteen erwähnt. Wir haben Palmen en masse gesehen, und Orchideen, Schmetterlinge und Eidechsen, spektakuläre Küstenabschnitte, zerklüftete Kalkfelsen mit einer unglaublich vielseitigen Flora und grüne Bergketten soweit das Auge reicht. Nun bleiben uns noch zwei Reiseberichte, einen über die Propaganda entlang der Strassen und in den Städten, der andere über die kubanischen Fahrzeuge. Auch diesmal hoffen wir, dass wir Euch einen kleinen Einblick in diese grandiose Inselwelt gegeben haben, die sich in den nächsten Jahren bestimmt gross verändern wird - zum Besseren oder Schlechteren, das werden wir dann sehen.



August 2016



Julia Etter & Martin Kristen